Monthly:Februar 2020

Meine Erfahrungen mit dem Benq SW271…

Ein guter Monitor um Fotos und Videos zu bearbeiten ist schon was feines! Er sorgt dafür, dass man angenehm arbeiten kann und vor allem, dass die Helligkeit und die Farben korrekt dargestellt werden. Aus meiner Sicht ein unerlässliches Puzzle-Teil im Fotografischen-Workflow.

Vor kurzem konnte ich Zuhause im neuen Atelier einen Arbeitsplatz für mich einrichten. Nun habe ich die Möglichkeit auch ausserhalb des Büros in aller Ruhe zu arbeiten. Damit ich das aber ohne jegliche Qualitätseinbusse machen kann, brauchte ich einen weiteren Monitor mit einem grossen Farbraum. Im Geschäft arbeite ich mit einem Eizo CS270. Ein Gerät mit dem ich sehr zufrieden bin. Seit 4 Jahren leistet der mir sehr gute Ergebnisse. Nun wollte ich für meinen 2. Arbeitsplatz sicherlich keinen Rückschritt machen. Wollte mir nach Möglichkeit einen 4K Monitor für die Bearbeitung von Videos kaufen. Für die Bearbeitung von Bildern ist 4K nicht unbedingt nötig. Nach einigem lesen im Internet und auch Tipps von euch auf diversen Kanälen bin ich dann auf den Benq SW271 gestossen. Die Daten von diesem Gerät sind sehr vielversprechend 4K 3840×2160, 99% Adobe RGB Farbraum und viel Zubehör für relativ wenig Geld. Ich habe mir das Gerät einfach mal bestellt. (Hier ist noch zu erwähnen, dass ich für diese Zeilen weder von Benq noch von sonst jemandem bezahlt werde.) In mir wuchs beim lesen der Daten die Frage, warum kann ich zu diesem Preis einen Bildschirm mit solchen technischen Daten kaufen und bei Eizo zahle ich viel mehr?
Meine detaillierten Eindrücke mit dem Monitor möchte ich heute mit diesen Zeilen mit euch teilen.

Ich versuche mich so kurz wie möglich zu fassen! Keine Verstrickungen in unnötige Details, aber auch keine interessanten Details auslassen.

Der Monitor kommt in einer monströsen Box daher! Darin ist aber bereits wirklich viel nützliches Zubehör dabei. Eigentlich fast alle Kabel, welche sinnvoll sein können.

  • HDMI- Kabel
  • Display-Port auf Mini-Display-Port
  • USB-C Kabel. (Perfekt für das Anschliessen am modernen Notebook)
  • USB Kabel
  • Lichtschutzblende (Eine für Querformat und eine für Hochformat)
  • Hot-Key-Puck (ganz praktisch)
  • Stromkabel
  • Standfuss

Eine ganze Menge an Zubehör. So viele wichtige Kabel sind bei anderen Monitoren nicht dabei.
Das hat mich dann schon mal sehr positiv gestimmt.
Der Aufbau des Gerätes war wirklich easy! Darauf gehe ich gar nicht gross ein. Einzig spannend ist sicherlich, dass der Monitor wie viele gute Fotografie- und Grafikmonitore im Hoch- oder Querformat genutzt werden kann. Dann habe ich das Ding angesteckt und das war es auch schon mit der Installation.

Nun geht es darum den Monitor in der Arbeitsumgebung zu kalibrieren.
Beim SW271 handelt es sich um einen Bildschirm mit Hardware-Kalibrierung. Die Korrekturen beim kalibrieren werden nicht wie bei der Softwarekalibrierung in ein Profil auf der Grafikkarte geschrieben sondern werden direkt in der Hardware des Monitors als LUT (lookup table) gespeichert.
Der Monitor verfügt bereits über eine Werkskalibrierung. Damit könnte eigentlich gleich mit der Arbeit begonnen werden. Persönlich möchte ich dies aber doch lieber selber mit einem Kolorimeter im Licht meines Büros machen.

Im Lieferumfang des Bildschirms ist kein solches Gerät enthalten. Dies muss dazugekauft werden. Ich empfehle euch hier den Datacolor Spyder X. Damit kann das einfach und gemacht werden.

Damit die Kalibrierung gemacht werden kann muss die auf der Seite von Benq die Software Palette Master Element heruntergeladen und installiert werden. Diese gibt es sowohl für Windows und Mac OS.

In den folgenden Schritten möchte ich zeigen wie diese gemacht wird. Und auf ein paar Sachen hinweisen.

benq_sw_271_start_palett_master

In diesem Fenster könnt ihr den zu kalibrierenden Monitor auswählen und den Kolorimeter, welchen ihr verwenden möchtet. Dieser wir nach dem klicken auf überprüfen grün leuchten.
Ich gehe dann weiter auf «erweitert»

benq_sw_271_2_palett_master

Hier wählt ihr «Profilieren». Wir wollen das Gerät ja neu kalibrieren.

benq_sw_271_3_palett_master

Standard:
Als erstes müsst ihr hier nun wählen welchen Farbraum ihr kalibrieren möchtet.
Für die Fotografie wird dies Adobe RGB sein und für Arbeiten im Web ist es der kleinere sRGB Farbraum.

Weisspunkt:
Den Weisspunkt belasst ihr auf der Einstellung D65 mit 6000k.
Falls ihr ein Profil speziell für Druck einrichten möchtet, könnt ihr später das D50 einstellen und den Weisspunkt dem Papier anpassen.

Leuchtdichte:
In einem gedimmten Büroraum ohne direkte Sonneneinstrahlung empfehle ich euch die Einstellung Benutzerdefiniert 120.
Für einen Raum mit stärkerem Licht oder leichten Sonneneinstrahlung (was nicht optimal ist) könnt ihr 160 einstellen.

Die beiden Regler Gamma und Schwarzpunkt lassen wir für die Fotobearbeitung Adobe RGB und sRGB auf den voreingestellten Werten.

benq_sw_271_4_palett_master

Kalibrierungsparameter:
Hier könnt ihr entscheiden auf welchen der drei Kalibrierungsplätze ihr speichern möchtet.
Ich habe es bei mir so, dass ich Kalibrierung 1 Adobe RGB habe, Kalibrierung 2 sRgb und die Kalibrierung 3 je nach Anwendung freihalte. (z.B Videoprofil)
Wichtig ist aber nun zu wissen, dass wenn ich später den Hotkey Puck vom Monitor in die Hand nehme und die 1 drücke nicht das von mir kalibrierte LUT aktiviert wird sondern die standard Adobe RGB Kalibrierung. Falls ich das ändern will, muss ich ins Menü gehen, die Profile unter Farbanpassung – Farbmodus – Kalibrierung 1 auswähle. Wenn ich die Taste des Hotkey Pucks neu belegen will, gehe ich im Monitormenü auf Kalibrierung 1 und halte die Taste 1 solange gedrückt, bis sich die Farbe der Auswahl ändert. So kann ich nun schneller auf die gewünschte Kalibrierung zugreifen.

benq_sw_271_hotkexpuck
Dies ist der beschrieben Hot Key Puck. Bei diesem lege ich auf die Taste 1 Das Kalibrierungsprofil 1 (Adobe RGB), Auf die Taste 2 Das Kalibrierungsprofil 2 (sRGB) und auf die 3 Taste wenn nötig ein weiteres Profil.

 

ICC_Profilname:
Diesen würde ich so wie vom System geschrieben stehen lassen.

Profil-Speicherort:
Da setze ich keinen Hacken.

Profilversion:
Belasse ich auf v4

Profiltyp:
Ob ihr hier nun 16 Bit LUT oder Matrix wählt, spielt kaum eine Rolle. Schlussendlich geht es hier nur darum, in welche Art Tabelle die Informationen der Kalibrierung geschrieben wird.
Einzig 8 Bit LUT macht keinen Sinn.

Grösse Messfeldsatz:
Hier könnt ihr wählen wie genau die Kalibrierung gemacht werden soll. Je grösser, um so mehr Farben und Grauabstufungen werden eingelesen. Der Vorgang dauert bei mittel und gross jeweils länger. Riesige Unterschiede im Ergebnis konnte ich bis jetzt nicht feststellen. Aber bei genug Zeit schadet «gross sicherlich» nicht.

benq_sw_271_5_palett_master
Jetzt könnt ihr den Spyder oder das von euch verwendete Kolorimeter in einer Öffnung der Lichtschutzblende herunterlassen und wie angezeigt positionieren. Am besten klappt ihr den Monitor ein wenig nach hinten.

Dann auf «Messung starten» klicken.

Jetzt werden alle Farben und Abstufungen auf dem Monitor angezeigt und vom Spyder X gelesen.

benq_sw_271_6_palett_master

Nun wird das Resultat angezeigt.
Eine minime Abweichung Leuchtdichte und Farbtemperatur ist ok.
Wenn diese gross ist, muss die Messung wiederholt werden.

Hier könnt ihr nun auf Kalibrierung überprüfen klicken.

benq_sw_271_7_palett_master

Nun überprüft die Software die Kalibrierung.
Danach wird der Bericht mit der Tabelle und den Korrekturen angezeigt.
Jetzt nach «Fertigstellen» klicken und fertig.

Nun könnt ihr auch noch eine weitere Kalibrierung für sRGB oder eine andere Anwendung speichern.

Wichtig: Lasst den Monitor vor einer Kalibrierung jeweils 20 – 30 laufen. So hat er die volle Leuchtkraft.

Das Kalibrieren mit der Palette Master Element Software ist einfach und erzielt wirklich gute Ergebnisse.

Mein Fazit nach einem Monat:
Ob das Panel des Monitors wirklich ganz so hochwertig ist wie das eines Eizo kann ich dann wahrscheinlich erst sagen, wenn ich längere Zeit mit dem Monitor gearbeitet habe. Nach einem Monat kann ich aber durchaus sagen, dass der Benq SW271 eine tolle Alternative ist! Es ist sehr angenehm daran zu arbeiten. Ich kann auch längere Zeit am Monitor abrbeiten und meine Augen ermüden nicht stärker als bei Monitor im Geschäft. Zusätzlich praktisch ist auch, dass der Standfuss in verschiedene Höhen und Winkel eingestellt werden kann. Manchmal bin ich froh, wenn ich die Arbeitspostion ein wenig varrieren kann. Das 4K Panel ist wirklich gut und zeigt besoners bei Bildern aufgenommen mit der Fujifilm GFX bereits ohne einzoomen unglaubliche Details.
Besonders für Semi-Profis und Hobbifotografen mit einem anspruch an Qualität kann ich diesen Bildschirm sehr empfehlen.

Was ist das richtige Weitwinkelobjektiv für Landschaftsfotografie…

Viele Fotografinnen und Fotografen kaufen sich gute und teure Super-Weitwinkelobjektive für die Landschaftsfotografie und sind dann doch nicht glücklich. Warum!? Der Bildwinkel ist doch gut! Die Bildschärfe auch! Hmm… warum bleibt das grosse und lichtstarke Weitwinkelobjektiv nun trotzdem Zuhause im Schrank?

In den folgenden Zeilen möchte ich dies kurz erklären warum dies der Fall sein kann. Für den ein oder anderen unter euch gibt es vielleicht bessere Optionen als ein lichtstarkes Superweitwinkelobjektiv.

Ihr kennt diese Objektive alle, die lichtstarken Superweitwinkel wie das Nikon 14-24mm F2.8, das Canon EF 11-24mm 4, Fujifilm XF 8-16mm 2.8, Olympus 7-14mm 2.8, Sigma 14mm 1.8, Sigma 14-24mm 2.8, Tamron 15-30 2.8 u.s.w. Dies sind alles grosse und schwere Weitwinkelobjektive.
In vielen Berichten von Fotografinnen und Fotografen liest man, dass man für die Landschaftsfotografie ein solches Objektiv braucht. Persönlich bin ich der Meinung, dass dem nicht zwingend so ist. Und zwar aus diesen Gründen:

  1. Mein erster Grund ist die Bildgestaltung.
    Eine so kleine Brennweite muss gekonnt eingesetzt werden und eignet sich nur für Motive mit einem interessanten Vordergrund. Viele Einsteiger sind mit diesen extremen Weitwinkelobjektiven überfordert. Der Bildwinkel ist so gross, dass sich das Objektiv teilweise kaum sinnvoll nutzen lässt. Logischerweise wird dann die Zoomfunktion genutzt und es wird mit einem geringeren Bildwinkel fotografiert. Natürlich gibt es Motive, welche sich z.B mit 15mm interessant fotografieren lassen. Es sind aus meiner Sicht einfach nicht sonderlich viele. Hier stellt sich dann schon ein erstes Mal die Frage… „hätte ein Objektiv mit einer Anfangsbrennweite von 16mm nicht auch schon gereicht?“Braucht es wirklich ein Objektiv mit Lichtstärke 2.8 oder gar 1.8?
    Landschaftsfotografie mit Blende 2.8!? Eher nicht. Wir haben in den Grundlagen der Fotografie mal gelernt, dass die beste Abbildung eines Objektivs im Blendenbereich zwischen 8-11 bei einer Vollformatkamera liegt. Auch wird wegen der Schärfentiefe nicht mit offener Blende fotografiert. Wer also nicht in nächster Zeit Milchstrasse oder Nordlichter fotografieren geht, braucht nicht zwingend ein so lichtstarkes Objektiv. Blende F4 reicht aus meiner Sicht aus. Die Objektive mit Blende 4 sind kompakter und leichter und machen im Fotorucksack weit mehr Spass als die grossen Objektive mit Blende 2.8.
nordlicht
Eigentlich sind lichtstarke Weitweitwinkelobjektive in der Landschaftsfotografie nur bei Milchstrasse und Nordlichtern unbedingt nötig. Zeiss Touit 12mm F 2.8
  1. Wie bringe ich Filter auf das Objektiv.
    Viele rufen mich im Geschäft an und fragen nach Filter für die lichtstarken Objektive. Sie hätten eine Testbericht gelesen oder ihnen sei das Objektiv empfohlen worden. Nun hätten sie dieses in der Hand und können keine Filter aufschrauben. Diese Objektive habe alle eine grosse gewölbte Linse ohne Filtergewinde. Ohne eine spezielle Filterhalterung für 150mm oder 180mm Filter werdet ihr hier keine Filter nutzen können. Wenn ich den Leuten dann den Preis für so eine Filterhalterung und Filter sage, fallen diese aus allen Wolken. Diese kosten ein paar Franken mehr als die kleineren Einschubfilter oder gar Schraubfilter. Es ist nicht nur der Preis der Filter sondern auch die Transportgrösse. Bei einem Objektiv, welches erst ab 16 mm beginnt, hätte ich normale Schraubfilter oder 100mm Einschubfilter nutzen können. Klar, ich kann natürlich auch auf die Filter wegen Mangel an Budget oder wegen zu viel Gewicht verzichten. Da frage ich mich aber, ob ich dann nicht lieber auf teure oder schwere Objektiv verzichte und dafür mit Polarisationsfilter oder Graufilter arbeiten möchte.
vergleich_filterhalter
Die Spezialhalterung für die 150mm Filter ist halt schon um einiges grösser und vorallem auch kostspieliger als eine 100mm Filterhalterung. Dies ist nicht nur bei der Halterung der Fall, das gleiche gilt auch für die Filter.
  1. Das Gewicht und Grösse
    Wie in Punkt 2 und 3 schon angedeutet sind diese Objektive schwer und die Filter wiegen noch zusätzlich. Besonders für Einsteiger in die Landschaftsfotografie gilt es am Anfang den Inneren-Schweinehund zu besiegen. Am Morgen früh aufstehen und dann den Rucksack anziehen und loslaufen. Nur so entstehen Bilder! Ist es da nicht viel motivierender, wenn der Rucksack leichter und kompakter ist!? Persönlich habe ich vor 4 Jahren mit dem Umstieg auf das Fujifilm System begonnen meine Ausrüstung leichter zu machen. Mein liebstes Objektiv ist ganz klar das GF23mm F4 auf der Mittelformatkamera (KB 18mm) Dieses Objektiv ist im Verhältniss nich schwer und hat ein Filtergewinde von 82mm. Auch an den kleinen APS-C Fujifilm X-Kameras nutze ich viel mehr das kompakte XF 10-24mm F4 als das grosse und Lichtstarke 8-16mm 2.8.
fuji_objektive
Als Beispiel hier die Fujifilm XF Linsen. Das XF 10-24 F4 ist deutlich kleiner als das XF 8-16mm F2.8. Das Gewicht ist nur halb so schwer.

 

Was ich hier oben im Text beschreibe wird sicherlich nicht für alle passen. Es gibt sicherlich welche unter euch, die immer gerne ein lichtstarkes Superweitwinkel dabei haben.
Bei einigen Fotografinnen und Fotografen mit welchen ich geschrieben oder gesprochen habe, sehe ich in diesem Bereich einfach ein gewisses Frustpotential. Viele merken erst nach dem Kauf, dass die Linse so schwer und unhandlich ist, dass diese Kaum mitgenommen wird. Einige denken nicht an die Filter und können sich nach dem Kauf des Objektivs schlicht keine mehr leisten. Auch das ist frustrierend.
Es ist natürlich unterschiedlich zwischen den verschiedenen Kameraherstellern. Nicht bei jedem gibt es gleich viele Alternativen im Weitwinkelberich. Es macht aber sicherlich vor dem Kauf durchaus Sinn zu überlegen, was möchte ich mit dem Objektiv haupstsächlich machen. Vielleicht ist für dich auch eine kompakte Weitwinkellinse mit Festbrennweite eine Option. Diese sind meistens auch relativ leicht und erst noch genügend Lichtstark.
Einige meiner Fotofreunde sind im Sommer in den Bergen mit den leichteren F4 Weitwinkelobjektiven unterwegs und mieten sich dann im Winter z.B für Nordlichter ein Sigma 14mm F1.8. Auch dies kann eine praktische Lösung sein.

Hast Du Inputs? Schreibe gerne in die Kommentare! Ich werde sicherlich darauf Antworten.

©Patrik Oberlin 2021