Tag:Chamonix

Fantastische Motive, Erlebnisse und Muskelkater

Nach einer dreitägigen Tour durch die Alpen in der Nähe von Chamonix (Mont-Blanc) sitze ich glücklich und zufrieden in meinem Bürostuhl. Ich bin immer noch hin und weg von drei eindrücklichen Tagen.

Gestartet sind wir in Chamonix und sind mit der Seilbahn hoch nach Flégere. Froh diese Höhenmeter nicht bereits in den Beinen zu haben, verpflegten wir uns dort und machten uns nach dem studieren der Wetter App auf den Weg zum Col de la Clière auf 2461 M.ü.M. Die Temperaturen sind im Moment auch auf diesen Höhen sehr hoch und ich bin stark ins Schwitzen gekommen. Kurz vor der Passhöhe gibt es einen kleinen Klettersteig. Da es im Winter sehr viel Schnee gegeben hat, waren einige Stellen noch mit Schneefeldern bedeckt. In Kombination mit meiner Höhenangst war es für mich eine echte Herausforderung mit dem 20Kg Rucksack am Rücken Tritte in die Schneefelder zu schlagen und diese zu überqueren. Oben auf dem Plateau angekommen konnten ich und mein Begleiter eine unglaublich schöne Aussicht geniessen. Von da oben lässt sich so weit blicken. Bevor wir unser Biwak aufstellten haben wir die beiden Lac Noir erkundet und waren völlig verwundert, dass grosse Teile dieser beiden Bergseen auf ca. 2600 M.ü.M immer noch zugefroren waren. Ein toller Anblick mit dem türkisfarbenen Eis. Die Wolken wurde immer schwärzer und gegen der Prognose des Wetterdienstes standen wir hoch oben in den Bergen in einem Gewitter. Als die ersten Blitze zuckten und es zu regnen begann, duckten wir uns hinter einen Felsen und warteten. Bald wurde aus dem Regen Hagel und es wurde schnell sehr kalt. Im ganzen Trubel habe ich vergessen die Regenhülle über den Rucksack zu ziehen (Anfängerfehler 😉 ) Meine Ersatzkleider wurden dadurch auch leicht nass. TOLL! Das Gewitter war nun abgezogen, und wir erstellten unser Biwak und verpflegten uns mit feinen Sachen aus dem Rucksack.
Das Licht wurde jetzt langsam interessanter und jeder von uns suchte den besten Platz für ein interessantes Bild zum Sonnenuntergang. Es war stark bewölk und erst ganz kurz vor Sonnenuntergang ist die Sonne unter der Wolkendecke zum Vorschein gekommen. SUPER! Genau solche Sonnenuntergänge liebe ich. Es entstanden wirklich einige sehr spezielle Bilder mit dem Mont Blanc-Massiv.

Nach einer angenehmen Nacht im Schlafsack ging der Wecker bereits sehr früh. Als ich dann den Reisverschluss des Zeltes aufmachte und den blauen Himmel ohne Wolken sah, wusste ich bereits, dass der Morgen für mich kein reizvolles Motiv bieten würde. Hinter meinem Stativ genoss ich den Anblick, wie die Sonne die Spitzen der Berge langsam berührte. Der Mont Blanc ist schon ein gigantischer Berg.
Nach dem Frühstück mit Brot, Käse, Landjäger und Kaffee trockneten wir unsere Sachen an der warmen Sonne. Als wir gepackt hatten, sah ich zwei „Steingeisen“ die Felsen herunter auf uns zukommen. Ich montierte das XF 100-400mm F4-5.6 auf meine Fujifilm X-H1 und konnte die beiden Tiere lange Zeit und ohne Stress fotografieren. Die Beiden hatten sich an uns gewöhnt und sind bis auf wenige Meter an uns herangekommen. Besonders die Bilder vor dem gefrorenen See gefallen wir sehr gut.

Start zur zweiten Etappe unserer Tour. Wir machten uns auf dem Weg zum Lac Blanc. Zugegeben der Rückweg war hart. Beim grossen Anstieg zum Index hätte ich den Rucksack am liebsten die Felsen runtergeschmissen. Oben angekommen haben wir eine Gemüsesuppe zur Stärkung zu uns genommen und haben uns auf den Höhenweg gemacht. Dieser Weg war viel angenehmer begehen als der am Vortag. Der Weg war breiter und hatte weniger loses Geröll darauf verteilt. Wir waren trotz anspruchsvoller Steigung schnell beim Lac Blanc. Hier am Bergsee gibt es eine wunderschöne Aussicht auf die Berge auf der anderen Seite des Tals. Es ist unglaublich wie viele Touristen sich am Tag oben am See aufhalten. Es wundert mich sehr, wie einige Leute in leichten Turnschuhen da hochlaufen. Es sind keine einfachen Wege. Wir hatten aber das „Glück“, dass ein kleines Gewitter vorbeigekommen ist und die meisten haben sich auf den Rückweg zur Station gemacht. Am späteren Abend konnte ich so ca. 10 Personen zählen, welche noch rund um den See waren. Wir schlugen unser Biwak an einem wunderschönen Ort auf, von welchem das ganze Bergpanorama zu sehen war. Meine Bildidee für den Abend war aber die Spiegelung der Berge im See. Früh habe ich meine Position an See gefunden und habe meinen Bildausschnitt gewählt. Mit dem Gaskocher haben wir uns feine Nudeln gekocht und warteten auf das Abendlicht. Wie auch am Abend vorher, leuchtete die Sonne die Berge auf der anderen Seite kurz vor Sonnenuntergang an. Wunderschön! Mit den Wolken war dies eine nahezu perfekte Lichtstimmung. Einige Bilder habe ich Panoramaformat 24×65 aufgenommen. Dieses Format empfinde ich an der Fujifilm GFX50s manchmal als ganz interessant.
Als wir da so am See standen, sind von oben zwei Steinböcke heruntergekommen. Einer war mächtiges Tier mit riesigen Hörnern. Er stand zuerst oben auf dem Felsen und ist dann bis zum See runter gekommen. Eine schöne Begegnung.
Steinböcke sind nicht schreckhaft und flüchten nicht vor dem Menschen. Einer der Steinböcke war die ganze Nacht rund um die beiden Zelte. Dies war gut an den Fressgeräuschen zu hören.
Auch der nächste Morgen hatte wegen fehlenden Wolken für mich keinen grossen fotografischen Reiz. Erst auf dem Rückweg zur Gondelstation Flégere habe ich noch ein Motiv finden können. Während wir auf dem Weg nach unten waren, näherten Sich einige Gemsen von oben dem Weg und sprangen den Hang herunter. Diese Tiere sind einfach schon unglaubliche Bewegungskünstler. Sie können unwegsames Gelände extrem schnell durchqueren.
Mit dieser Begegnung ging die Tour auch schon zu Ende. Ich kann jedem von euch eine Tour in dieser Region sehr empfehlen. Nun lege ich mich zum verdienten Schlaf. 🙂

©Patrik Oberlin 2021