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Was ist das richtige Weitwinkelobjektiv für Landschaftsfotografie…

Viele Fotografinnen und Fotografen kaufen sich gute und teure Super-Weitwinkelobjektive für die Landschaftsfotografie und sind dann doch nicht glücklich. Warum!? Der Bildwinkel ist doch gut! Die Bildschärfe auch! Hmm… warum bleibt das grosse und lichtstarke Weitwinkelobjektiv nun trotzdem Zuhause im Schrank?

In den folgenden Zeilen möchte ich dies kurz erklären warum dies der Fall sein kann. Für den ein oder anderen unter euch gibt es vielleicht bessere Optionen als ein lichtstarkes Superweitwinkelobjektiv.

Ihr kennt diese Objektive alle, die lichtstarken Superweitwinkel wie das Nikon 14-24mm F2.8, das Canon EF 11-24mm 4, Fujifilm XF 8-16mm 2.8, Olympus 7-14mm 2.8, Sigma 14mm 1.8, Sigma 14-24mm 2.8, Tamron 15-30 2.8 u.s.w. Dies sind alles grosse und schwere Weitwinkelobjektive.
In vielen Berichten von Fotografinnen und Fotografen liest man, dass man für die Landschaftsfotografie ein solches Objektiv braucht. Persönlich bin ich der Meinung, dass dem nicht zwingend so ist. Und zwar aus diesen Gründen:

  1. Mein erster Grund ist die Bildgestaltung.
    Eine so kleine Brennweite muss gekonnt eingesetzt werden und eignet sich nur für Motive mit einem interessanten Vordergrund. Viele Einsteiger sind mit diesen extremen Weitwinkelobjektiven überfordert. Der Bildwinkel ist so gross, dass sich das Objektiv teilweise kaum sinnvoll nutzen lässt. Logischerweise wird dann die Zoomfunktion genutzt und es wird mit einem geringeren Bildwinkel fotografiert. Natürlich gibt es Motive, welche sich z.B mit 15mm interessant fotografieren lassen. Es sind aus meiner Sicht einfach nicht sonderlich viele. Hier stellt sich dann schon ein erstes Mal die Frage… „hätte ein Objektiv mit einer Anfangsbrennweite von 16mm nicht auch schon gereicht?“Braucht es wirklich ein Objektiv mit Lichtstärke 2.8 oder gar 1.8?
    Landschaftsfotografie mit Blende 2.8!? Eher nicht. Wir haben in den Grundlagen der Fotografie mal gelernt, dass die beste Abbildung eines Objektivs im Blendenbereich zwischen 8-11 bei einer Vollformatkamera liegt. Auch wird wegen der Schärfentiefe nicht mit offener Blende fotografiert. Wer also nicht in nächster Zeit Milchstrasse oder Nordlichter fotografieren geht, braucht nicht zwingend ein so lichtstarkes Objektiv. Blende F4 reicht aus meiner Sicht aus. Die Objektive mit Blende 4 sind kompakter und leichter und machen im Fotorucksack weit mehr Spass als die grossen Objektive mit Blende 2.8.
nordlicht
Eigentlich sind lichtstarke Weitweitwinkelobjektive in der Landschaftsfotografie nur bei Milchstrasse und Nordlichtern unbedingt nötig. Zeiss Touit 12mm F 2.8
  1. Wie bringe ich Filter auf das Objektiv.
    Viele rufen mich im Geschäft an und fragen nach Filter für die lichtstarken Objektive. Sie hätten eine Testbericht gelesen oder ihnen sei das Objektiv empfohlen worden. Nun hätten sie dieses in der Hand und können keine Filter aufschrauben. Diese Objektive habe alle eine grosse gewölbte Linse ohne Filtergewinde. Ohne eine spezielle Filterhalterung für 150mm oder 180mm Filter werdet ihr hier keine Filter nutzen können. Wenn ich den Leuten dann den Preis für so eine Filterhalterung und Filter sage, fallen diese aus allen Wolken. Diese kosten ein paar Franken mehr als die kleineren Einschubfilter oder gar Schraubfilter. Es ist nicht nur der Preis der Filter sondern auch die Transportgrösse. Bei einem Objektiv, welches erst ab 16 mm beginnt, hätte ich normale Schraubfilter oder 100mm Einschubfilter nutzen können. Klar, ich kann natürlich auch auf die Filter wegen Mangel an Budget oder wegen zu viel Gewicht verzichten. Da frage ich mich aber, ob ich dann nicht lieber auf teure oder schwere Objektiv verzichte und dafür mit Polarisationsfilter oder Graufilter arbeiten möchte.
vergleich_filterhalter
Die Spezialhalterung für die 150mm Filter ist halt schon um einiges grösser und vorallem auch kostspieliger als eine 100mm Filterhalterung. Dies ist nicht nur bei der Halterung der Fall, das gleiche gilt auch für die Filter.
  1. Das Gewicht und Grösse
    Wie in Punkt 2 und 3 schon angedeutet sind diese Objektive schwer und die Filter wiegen noch zusätzlich. Besonders für Einsteiger in die Landschaftsfotografie gilt es am Anfang den Inneren-Schweinehund zu besiegen. Am Morgen früh aufstehen und dann den Rucksack anziehen und loslaufen. Nur so entstehen Bilder! Ist es da nicht viel motivierender, wenn der Rucksack leichter und kompakter ist!? Persönlich habe ich vor 4 Jahren mit dem Umstieg auf das Fujifilm System begonnen meine Ausrüstung leichter zu machen. Mein liebstes Objektiv ist ganz klar das GF23mm F4 auf der Mittelformatkamera (KB 18mm) Dieses Objektiv ist im Verhältniss nich schwer und hat ein Filtergewinde von 82mm. Auch an den kleinen APS-C Fujifilm X-Kameras nutze ich viel mehr das kompakte XF 10-24mm F4 als das grosse und Lichtstarke 8-16mm 2.8.
fuji_objektive
Als Beispiel hier die Fujifilm XF Linsen. Das XF 10-24 F4 ist deutlich kleiner als das XF 8-16mm F2.8. Das Gewicht ist nur halb so schwer.

 

Was ich hier oben im Text beschreibe wird sicherlich nicht für alle passen. Es gibt sicherlich welche unter euch, die immer gerne ein lichtstarkes Superweitwinkel dabei haben.
Bei einigen Fotografinnen und Fotografen mit welchen ich geschrieben oder gesprochen habe, sehe ich in diesem Bereich einfach ein gewisses Frustpotential. Viele merken erst nach dem Kauf, dass die Linse so schwer und unhandlich ist, dass diese Kaum mitgenommen wird. Einige denken nicht an die Filter und können sich nach dem Kauf des Objektivs schlicht keine mehr leisten. Auch das ist frustrierend.
Es ist natürlich unterschiedlich zwischen den verschiedenen Kameraherstellern. Nicht bei jedem gibt es gleich viele Alternativen im Weitwinkelberich. Es macht aber sicherlich vor dem Kauf durchaus Sinn zu überlegen, was möchte ich mit dem Objektiv haupstsächlich machen. Vielleicht ist für dich auch eine kompakte Weitwinkellinse mit Festbrennweite eine Option. Diese sind meistens auch relativ leicht und erst noch genügend Lichtstark.
Einige meiner Fotofreunde sind im Sommer in den Bergen mit den leichteren F4 Weitwinkelobjektiven unterwegs und mieten sich dann im Winter z.B für Nordlichter ein Sigma 14mm F1.8. Auch dies kann eine praktische Lösung sein.

Hast Du Inputs? Schreibe gerne in die Kommentare! Ich werde sicherlich darauf Antworten.

Welche Kamera passt zu mir?

Zuerst möchte ich euch ein gutes neues Jahr wünschen. Viel Freude, gute Gesundheit und natürlich gutes Licht!

Da ich ja Fotozubehör verkaufe, höre ich sehr häufig folgende Frage: «Patrik, welche Kamera würdest Du mir empfehlen?»

Ich helfe gerne. In den meisten Fällen (Dazu später noch was). Je nach dem willst du dann ja sogar bei mir im Laden eine Kamera kaufen. Vorweg will ich hier aber gleich mal klarstellen, dass es mir bei einem solchen Gespräch nicht so wichtig ist ob ich die Kamera verkaufe oder eben nicht. Heute verdient der Handel im Normalfall an einer Kamera lächerlich wenig. Viel lieber hätte ich, dass Du ein gutes Gefühl hast und später bei mir einen Fotokurs oder einen Fotoworkshop buchst oder anderes Fotozubehör wie Filter, Stativ, Rucksack, Tasche u.s.w kaufst. Es sollte am Schluss ja immer eine Win > Win Situation für uns beide entstehen.

Häufig bekomme ich auf der Webseite, im Geschäft, per Facebook oder Instagram anfragen wie die folgende… «Patrik, ich möchte mit der Fotografie beginnen und möchte mir eine Kamera kaufen. Welche Kamera kannst Du mir empfehlen.»

Hier wird es nun schon schwierig. Dies sind viel zu wenige Informationen, damit ich dir einen Tipp geben kann. Ich kenne dich ja nicht. Ich weiss nicht was du gerne fotografieren möchtest.

Wenn du dir aber die folgenden Fragen stellst, dann grenzen sich die verschiedenen Modelle ein und du kannst eine gute und gezielte Wahl treffen.

Was will ich fotografieren?
Je nach dem hast du bereits eine Art der Fotografie im Kopf, welche du gerne ausüben möchtest. Wird es Landschaftsfotografie sein? Oder doch eher Sport? Tiere in freier Wildbahn oder doch eher Portraitfotografie im Studio?
Wenn du das bereits weisst, bist du bereits einen grossen Schritt weiter. Nicht jede Kamera oder von mir aus auch Kameramarken eignet sich gleich gut für den unterschiedliche Zwecke.

  • Eine Kamera für Landschaftsfotografie sollte aus meiner Sicht wetterfest sein, einen grossen Dynamikumfang aufweisen und aus einem System kommen, welches über gute Weitwinkelobjektive verfügt. Auch das Gewicht würde ich hier nicht ausblenden.
    Besonders schnell muss die Kamera aber nicht sein.
  • Eine Kamera für Sport oder Wildtiere muss über einen schnellen und sehr präzisen Autofokus verfügen, bei hohen ISO-Zahlen wenig Bildrauschen aufweisen und aus einem System kommen, welches gute Teleobjektive beheimatet.
  • Bei einer Kamera für Portrait im Studio braucht es sicherlich eine Kamera, welche gut und einfach an ein Blitzsystem angebunden werden kann, tolle Portraitobjektive im System bietet und vor allem einen guten Sucher hat.

Falls du noch komplett am Anfang bist und dich noch nicht auf ein Thema fixieren möchtest ist das kein Problem. Es gibt viele gute Kameramodelle, welche sich bestens für Beginner eignen. Diese Modelle decken alles relativ gut ab.

Mir ist bei diesem Punkt auch bewusst, dass es noch andere Bereiche der Fotografie gibt. Überlegt aber auch hier in aller Ruhe… Was muss eine Kamera können und was nicht.

Was ist mein Wissenstand und mein Budget?
Ich weiss nicht wie ihr es habt. Aber mir tut jeweils jede Fehlinvestition weh. Darum bin ich der Meinung, dass es sich nur dann lohnt eine wirklich teure Kamera zu kaufen, wenn ich wirklich genau weis warum ich diese Kamera auch brauche!
Um die Grundlagen wie Blende, Verschlusszeit und ISO-Empfindlichkeit zu lernen braucht es sicherlich keine Kamera die tausende Franken (Euro) kostet. Das geht auch mit einer ganz einfachen System- oder Spiegelreflexkamera. Zum Einstieg muss es auch nicht immer das neuste Modell einer Kameraserie sein. Ich kenne einige, welche bei mir schon in den Kursen oder Workshops waren, welche mit Kameras weit unter tausend Franken wunderschöne Bilder aufgenommen haben.
Manchmal macht es auch Sinn vor dem Kauf einen Fotokurs zu besuchen. Für den Kurs kannst du ja eine Kamera mieten oder eine von einem Freund ausleihen. Bei mir können z.B für jeden Kurs Kameras zu fairen Preisen gemietet werden. So erfährst du wichtiges Wissen, welches du je nach dem auch beim Kamerakauf berücksichtigen kannst.

Gebrauchte Kamera
Viele Jahre habe ich für Landschaftsfotografie eine Nikon D810 verwendet. Diese Kamera ist im Moment unter Fr. 1000.– zu haben und ist rein vom Bildsensor immer noch eine hervorragende Kamera für Landschaftsfotografie. Klar! Die Kamera ist schwer und langsam. Trotzdem macht diese bessere Bilder als manche neuen modernen Kameras.

Im Moment sind auch sehr viele gute Kameras als Occasion auf dem Markt. Warum nicht für den Beginn in eine gute Occasion investieren?! Diese Kameras bietet vielleicht nicht den neusten technischen Schnick-Schnack (Schreibt man das so!? hahaha.) dafür sind einige ältere Modelle für gewisse Anwendungen wie gemacht!

Will ich nur Fotografieren oder auch Filmen?
In der heutigen Zeit wird die Fotokamera auch immer mehr zur Filmkamera. Es ist schon unglaublich, was mit einer guten Kamera für Videos möglich sind.
Falls du ernsthaft mit dem Gedanken spielst eine Kamera auch für Film zu kaufen, musst du dich unbedingt gut über die Videofunktionen informieren.
Mit welcher Auflösung und mit welchen Framerates kann die Kamera Videos aufnehmen. Auch spielt das Dateiformat der Videos und die Farbprofile eine grosse Rolle.
Besonders im Videobereich war der Fortschritt in den letzten Jahren besonders gross.
Hier würde ich keine Spiegelreflexkamera sondern eine Spiegellosesystemkamera empfehlen.

Ein persönlicher Tipp von mir!
Verfalt nicht dem Markenwahn. Jedes System ob Sony, Fujifilm, Nikon, Canon, Olympus u.s.w hat seine Vorteile. Nehmt die Kamera in die Hand und entscheidet selber.

Habe ich was wichtiges vergessen?
Falls ja, könnt ihr den Beitrag natürlich jederzeit gerne konstruktiv kommentieren und diskutieren.

Eines noch…
Oben habe ich geschrieben, dass ich in den meisten Fällen gerne helfe. Es gibt besonders eine Fragestellung, welche ich gar nicht gerne sehe…

«Patrik, ich will mir eine Kamera kaufen. Deine Adresse habe ich von einem Freund bekommen. Ich habe im Media Markt Prospekt diese Kamera zum Billigpreis gesehen. Mit diesen zwei Objektiven muss diese ja gut sein. Ist diese gut und soll ich mir diese im Media Markt kaufen?»

Sorry! Solche Fragen beantworte ich nicht! Das hat weder etwas mit meinem Beruf noch mit Fotografie zu tun. Ich rufe ja auch nicht in der Käserei an und frage, welchen Käse ich im Aldi kaufen soll. Das ist respektlos!

Für meine Kunden, Freunde und Kursteilnehmer bin ich aber jederzeit da und helfe mit Rat und Tat. Eine gute Kamera und auch Fotozubehör soll ja über Jahre viel Freude machen!

Über APS-C, Vollformat und Mittelformat…

In letzter Zeit werde ich häufig auf das Format des Sensors in Digitalkameras angesprochen. Dies kommt sicher daher, dass mit der an der Photokina vorgestellten Fujifilm GFX50s eine Mittelformatkamera auf den Markt kommt, die „bezahlbar“ ist. Jeder Gesprächspartner hat bereits etwas darüber gehört oder gelesen. Meistens ist bereits eine Sympathie zu einer Kamera vorhanden. Manchmal habe ich auch ein wenig den Eindruck, nur die Vorteile der eigenen Kamera zählen… 🙂

Nun möchte ich in diesen paar Zeilen die Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme aufzeigen.

sensor_groessen_kor.jpg

APS-C ist die kleinste Sensorgrösse, welche ich im Moment bei der Fujifilm X-Pro 2 verwende. Der kleine Sensor hat den Vorteil, dass eine sehr leichte und kleine Kamera darum gebaut werden kann. Die Brennweiten der Objektive werden bei diesen Kameras x1.5 gerechnet um den Wert in Kleinbild zu erhalten. Dies heisst ein 56mm Objektiv ist auf der Fuji X-Pro 2 ein 84mm Objektiv. So sind auch die Objektive bei APS-C Kameras kleiner konstruiert. Kameras mit dieser Sensorgrösse haben einen grösseren Schärfentiefenbereich als Vollformat und Mittelformatkameras. Dies kann nun ein Vor- oder ein Nachteil sein. Bei Landschaftsaufnahmen finde ich es interessant mit einer „guten“ Blende 8 oder 10 ein Bild aufnehmen zu können, welches von vorne bis hinten scharf ist. Bei Porträts möchte ich je nach dem ein Detail oder eine Person freistellen können. Sowas kann ich dann bei einer APS-C Kamera weniger gut machen als bei einer Vollformat- oder Mittelformatkamera.
Die qualitative Grenze von Aufnahmen liegt häufig nicht beim Sensor der Kamera, sondern an der Zeilenauflösung der Objektive. Eine Kamera mit einem kleinen Sensor hat eine grössere Pixeldichte. Die Pixel werden näher aufeinander angeordnet. Die Objektive müsse also eine bessere Zeilenauflösung bieten, als Objektive bei grösseren Sensoren. Dies ist dann eine schwäche von kleinen Bildsensoren. Solange es nicht besser auflösende Objektive gibt, macht es keinen Sinn noch mehr Pixel auf einem kleinen Sensor zu platzieren. Aus meiner Sicht ist im Moment bei APS-C bei 24 Megapixel Schluss.
Das klassische Kleinbildformat oder eben auch Vollformat genannt bietet mit 24x36mm bereits eine grössere Sensorfläche an. Die Objektive kommen daher erst bei höheren Auflösungen mit der Zeilenauflösung an ihre Grenzen. Hier ist meiner Meinung nach die sinnvolle Pixelgrenze bei 42 Megapixel erreicht. Persönlich habe ich lange Zeit mit Nikon Spiegelreflexkameras fotografiert und war mit der Qualität der D810 und dem 36 Megapixel Sensor und guten Objektive immer sehr zufrieden. Ein grösserer Sensor heisst im Normalfall auch, dass eine Kamera weniger Bildrauschen bei höheren ISO erzeugt. Dies ist natürlich richtig, ausser es werden dann 50 Megapixel auf einen Sensor gedrückt. Ein weiterer Vorteil dieser Kameras ist aber auch die grosse und flexible Auswahl an Objektiven die auf dem Markt erhältlich sind. Wie oben erwähnt ist die Schärfentiefe dieser Kameras bereits geringer. Ein Nachteil ist, dass die beiden grossen Hersteller von Kameras immer noch auf klassische Spiegelreflexkameras setzten. Diese haben zwar einen optischen Sucher, sind durch das Spiegelsystem aber schwer und gross. Besonders merkt man das grosse Auflagemass bei Ultra-Weitwinkel Objektiven, welche dann eine grosse gewölbte Linse vorne haben und immer die nervigen Spezialfilterhalter brauchen. Den aus meiner Sicht guten Weg ist hier Sony gegangen, mit dem E-Mount Anschluss wurde das Auflagemass früh den Systemkameras ohne Spiegel angepasst. Die Objektive können dadurch kompakter und leichter gebaut werden. Ich will damit nicht sagen, dass die E-Mount Vollformat-Kameras keine schwächen haben.
Nun kommt was Neues auf den Markt. Eine „Mittelformat-Kamera von Fuji, welche sich in einem bezahlbaren Rahmen hält. Eine Mittelformat Kamera war für mich eigentlich immer 4,5x6cm, 6x6cm, 6x7cm oder 6x9cm Filmformat, daher würde ich die neue Fujifilm mit ihrer Sensorgrösse von 3,29×4.38cm als Mittelformat mit Anführungszeichen betiteln. Ich gebe zu! Mich interessiert dieser grosse Sensor sehr. Höhere Auflösung bei weniger Pixeldichte und guten Objektive. Das tönt gut! Die letzten zwei Wochen war ich mit der Leica S007 ein paar Mal unterwegs in der Landschaft. Ich wollte wissen, wie sich das Fotografieren mit diesem Format anfühlt. Die Leica S hat einen 36 Megapixel Bildsensor in fast der gleichen Grösse wie die neue GFX50s. Auf der Kamera hatte ich das 24mm mit dem Negativ-Crop-Faktor auf Kleinbild gerechnet ein 18mm. (Das Objektiv ist übrigen schlicht der Hammer!) Die Bilder mit dieser Sensorgrösse sind Qualitativ super, die Detailzeichnung ist um einiges besser als bei einer APS-C Kamera. Auch der Dynamik-Umfang ist sehr gut. Leica gibt für dieses Modell einen Wert von bis zu 15 Blendenstufen an. Diese Reserven konnte man beim Entwickeln der Bilder gut feststellen. Nun hat aber auch „Mittelformat“ seine Schwächen. Die Schärfentiefe ist eben noch mal geringer als bei Vollformat und gerade in der Landschaftsfotografie reicht diese Schärfenebene nicht, um den Vordergrund und den Hintergrund bei einer guten Blende scharf zu bekommen. So müssen Bilder aus einer tiefen Perspektive häufig im Photoshop aus zwei Bildern zusammengesetzt werden. Wie vorher schon erwähnt, bei anderen Anwendungen kann es ein Vorteil sein. Die Leica ist ein brutal schweres Arbeitsgerät, so eine Kamera würde ich nie für Landschaftsaufnahmen mitschleppen. Die GFX50s ist aber viel kleiner und leichter, was dieses Modell dann schon wieder attraktiv macht. Ein weiteres Thema bei Mittelformat ist die Objektivpalette. Die Objektivauswahl ist sehr begrenzt. Wer mit grösseren Teleobjektive arbeiten möchte, ist bei dieser Art Kamera komplett falsch. Die Objektive gehen meistens bis Brennweiten um die 100-150mm Kleinbild gerechnet. Dies macht die Kamera für einige Bereiche unbrauchbar. Zu einer solchen Kamera muss also je nach dem noch eine APS-C oder Vollformatkamera mitgeführt werden.
Wer mit einer Mittelformatkamera arbeiten will, muss auch wissen, dass diese weniger Fehler verzeiht als eine APS-C- oder Vollformatkamera. Es mag weder ein schlechtes Stativ, eine zu lange Verschlusszeit oder einen Fehler bei scharfstellen leiden und das Bild ist komplett schlecht.

Über die Kosten der verschiedenen Systeme möchte ich hier nicht sprechen, die werden ja meist wenn man über Format liest als sogenanntes „Todkriterium“ ins Feld geführt. Ich möchte bei diesem Beitrag mehr über den Nutzen und die Möglichkeiten der Kameras erzählen. Darum fliesst das liebe Geld nicht in die Bewertung ein.

bilder_kameras_format

APS-C

+ kleinere und leichtere Kameras
+ kompakte Objektive
+ verzeihen den ein oder anderen kleinen Fehler beim Fotografieren
+ eine grosse Auswahl an verschiedenen Objektiven für alle Anwendungen
+ wird von vielen Herstellern angeboten
+ viele Möglichkeiten für Fotozubehör

-/+ grössere Schärfenebene

– Kleinere Bildauflösung
– grössere Pixeldichte
– meistens höheres Bildrauschen
– geringerer Dynamikumfang
Vollformat

+ eine grosse Auswahl an verschiedenen Objektiven
+ Eine hohe Bildqualität
+ wird von vielen Herstellern angeboten
+ höherer Dynamikumfang möglich
+ besseres Bildrauschverhältnis im Vergleich zu APS-C
+ geringere Pixeldichte
+ viele Möglichkeiten für Fotozubehör

-/+ eine geringere Schärfenebene als bei APS-C / eine grössere Schärfenebene als bei Mittelformat
-/+ verzeihen weniger Fehler als APS-C / verzeihen mehr Fehler als Mittelformat

– die Kameras sind gross und schwer (es gibt Ausnahmen von einigen Herstellern)
„Mittelformat“

+ hohe Bildqualität
+ geringere Pixeldichte
+ höhere Auflösungen möglich
+ höherer Dynamikumfang möglich
+ meist qualitativ sehr gute Objektive

-/+  eine geringere Schärfenebene

– Keine Möglichkeit für grössere Teleobjektive
– Nur eine kleine Palette an Objektiven
– Je nach Modell grösser und schwerer
– Verzeiht keine Fehler
– langsame Kameras
– wenig Möglichkeiten für Fotozubehör. Kaum Drittanbieter

Dieser Artikel ist ganz nach meinem Empfinden geschrieben und wurde durch keine Hersteller gesponsert. Ich habe hier lediglich meine Meinung über die verschiedenen Punke dargelegt.
Ich hoffe es hilft euch vielleicht für eure Anwendung die passende Sensorgrösse zu finden.

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Bild mit der Leica S 007 Mittelformat
©Patrik Oberlin 2021