Was ist das richtige Weitwinkelobjektiv für Landschaftsfotografie…

Viele Fotografinnen und Fotografen kaufen sich gute und teure Super-Weitwinkelobjektive für die Landschaftsfotografie und sind dann doch nicht glücklich. Warum!? Der Bildwinkel ist doch gut! Die Bildschärfe auch! Hmm… warum bleibt das grosse und lichtstarke Weitwinkelobjektiv nun trotzdem Zuhause im Schrank?
In den folgenden Zeilen möchte ich dies kurz erklären warum dies der Fall sein kann. Für den ein oder anderen unter euch gibt es vielleicht bessere Optionen als ein lichtstarkes Superweitwinkelobjektiv.
Ihr kennt diese Objektive alle, die lichtstarken Superweitwinkel wie das Nikon 14-24mm F2.8, das Canon EF 11-24mm 4, Fujifilm XF 8-16mm 2.8, Olympus 7-14mm 2.8, Sigma 14mm 1.8, Sigma 14-24mm 2.8, Tamron 15-30 2.8 u.s.w. Dies sind alles grosse und schwere Weitwinkelobjektive.
In vielen Berichten von Fotografinnen und Fotografen liest man, dass man für die Landschaftsfotografie ein solches Objektiv braucht. Persönlich bin ich der Meinung, dass dem nicht zwingend so ist. Und zwar aus diesen Gründen:
- Mein erster Grund ist die Bildgestaltung.
Eine so kleine Brennweite muss gekonnt eingesetzt werden und eignet sich nur für Motive mit einem interessanten Vordergrund. Viele Einsteiger sind mit diesen extremen Weitwinkelobjektiven überfordert. Der Bildwinkel ist so gross, dass sich das Objektiv teilweise kaum sinnvoll nutzen lässt. Logischerweise wird dann die Zoomfunktion genutzt und es wird mit einem geringeren Bildwinkel fotografiert. Natürlich gibt es Motive, welche sich z.B mit 15mm interessant fotografieren lassen. Es sind aus meiner Sicht einfach nicht sonderlich viele. Hier stellt sich dann schon ein erstes Mal die Frage… “hätte ein Objektiv mit einer Anfangsbrennweite von 16mm nicht auch schon gereicht?”
Landschaftsfotografie mit Blende 2.8!? Eher nicht. Wir haben in den Grundlagen der Fotografie mal gelernt, dass die beste Abbildung eines Objektivs im Blendenbereich zwischen 8-11 bei einer Vollformatkamera liegt. Auch wird wegen der Schärfentiefe nicht mit offener Blende fotografiert. Wer also nicht in nächster Zeit Milchstrasse oder Nordlichter fotografieren geht, braucht nicht zwingend ein so lichtstarkes Objektiv. Blende F4 reicht aus meiner Sicht aus. Die Objektive mit Blende 4 sind kompakter und leichter und machen im Fotorucksack weit mehr Spass als die grossen Objektive mit Blende 2.8.

- Wie bringe ich Filter auf das Objektiv.
Viele rufen mich im Geschäft an und fragen nach Filter für die lichtstarken Objektive. Sie hätten eine Testbericht gelesen oder ihnen sei das Objektiv empfohlen worden. Nun hätten sie dieses in der Hand und können keine Filter aufschrauben. Diese Objektive habe alle eine grosse gewölbte Linse ohne Filtergewinde. Ohne eine spezielle Filterhalterung für 150mm oder 180mm Filter werdet ihr hier keine Filter nutzen können. Wenn ich den Leuten dann den Preis für so eine Filterhalterung und Filter sage, fallen diese aus allen Wolken. Diese kosten ein paar Franken mehr als die kleineren Einschubfilter oder gar Schraubfilter. Es ist nicht nur der Preis der Filter sondern auch die Transportgrösse. Bei einem Objektiv, welches erst ab 16 mm beginnt, hätte ich normale Schraubfilter oder 100mm Einschubfilter nutzen können. Klar, ich kann natürlich auch auf die Filter wegen Mangel an Budget oder wegen zu viel Gewicht verzichten. Da frage ich mich aber, ob ich dann nicht lieber auf teure oder schwere Objektiv verzichte und dafür mit Polarisationsfilter oder Graufilter arbeiten möchte.

- Das Gewicht und Grösse
Wie in Punkt 2 und 3 schon angedeutet sind diese Objektive schwer und die Filter wiegen noch zusätzlich. Besonders für Einsteiger in die Landschaftsfotografie gilt es am Anfang den Inneren-Schweinehund zu besiegen. Am Morgen früh aufstehen und dann den Rucksack anziehen und loslaufen. Nur so entstehen Bilder! Ist es da nicht viel motivierender, wenn der Rucksack leichter und kompakter ist!? Persönlich habe ich vor 4 Jahren mit dem Umstieg auf das Fujifilm System begonnen meine Ausrüstung leichter zu machen. Mein liebstes Objektiv ist ganz klar das GF23mm F4 auf der Mittelformatkamera (KB 18mm) Dieses Objektiv ist im Verhältniss nich schwer und hat ein Filtergewinde von 82mm. Auch an den kleinen APS-C Fujifilm X-Kameras nutze ich viel mehr das kompakte XF 10-24mm F4 als das grosse und Lichtstarke 8-16mm 2.8.

Was ich hier oben im Text beschreibe wird sicherlich nicht für alle passen. Es gibt sicherlich welche unter euch, die immer gerne ein lichtstarkes Superweitwinkel dabei haben.
Bei einigen Fotografinnen und Fotografen mit welchen ich geschrieben oder gesprochen habe, sehe ich in diesem Bereich einfach ein gewisses Frustpotential. Viele merken erst nach dem Kauf, dass die Linse so schwer und unhandlich ist, dass diese Kaum mitgenommen wird. Einige denken nicht an die Filter und können sich nach dem Kauf des Objektivs schlicht keine mehr leisten. Auch das ist frustrierend.
Es ist natürlich unterschiedlich zwischen den verschiedenen Kameraherstellern. Nicht bei jedem gibt es gleich viele Alternativen im Weitwinkelberich. Es macht aber sicherlich vor dem Kauf durchaus Sinn zu überlegen, was möchte ich mit dem Objektiv haupstsächlich machen. Vielleicht ist für dich auch eine kompakte Weitwinkellinse mit Festbrennweite eine Option. Diese sind meistens auch relativ leicht und erst noch genügend Lichtstark.
Einige meiner Fotofreunde sind im Sommer in den Bergen mit den leichteren F4 Weitwinkelobjektiven unterwegs und mieten sich dann im Winter z.B für Nordlichter ein Sigma 14mm F1.8. Auch dies kann eine praktische Lösung sein.
Hast Du Inputs? Schreibe gerne in die Kommentare! Ich werde sicherlich darauf Antworten.
7 Comments
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Hallo Patrik, ich stimme mit dir überein, es muss nicht immer 14-24mm sein. Ich habe meine Nordlichter auch mit Nikon 14-24mm/2,8 fotografiert aber nur mit Brennweite 16mm., aber 2,8 muss schon sein. Letztes Jahr 2019 war ich mit den Schiff Hurtigruten im November auf Reise und habe mit meinen Nikon 24-70mm/2,8 Fotografiert und habe sehr gute Aufnahmen gemacht, auf dem Schiff. Extreme Weitwinkel-Opjektive brauchen wirklich einen schönen Vordergrund.
Hallo Werner,
Danke für deinen Kommentar.
Beim 24-70 2.8 bei Nikon spricht effektiv wenig gegen eine Lichtstärke von 2.8. Da kannst Du ja dann mindestens normale Filter verwenden.
Beim 14-24mm 2.8 ist dies dann leider schon einiges mühsamer.
Lg Patrik
Super Artikel Patrik! 👏🏻
Ich brauch das Superweitwinkel mehr für die Architektur, weniger für die Landschaft. Letztes Jahr in Irland kam’s am Meer / Küste zum Einsatz. Ansonsten reicht mir immer das 24-70.
Und wenn ich doch mal das Superweitwinkel dran hab und z.B. nen Verlaufsfilter brauch, halt ich ihn vorne ran. Ist sicherlich nicht so komfortabel, aber machbar.
Ich habe das 24-70 2.8 (Nikkor) immer dabei und des öfteren ärgere ich mich über fehlende Quäntchen unterhalb der 24 mm. 🙂 Ich habe das 14-24mm aber schon einmal leihweise im Einsatz gehabt allerdings ohne Filter….
Hallo Tobias,
Ja, 24mm können schon knapp sein.
Das 14-24mm ist schon ok. Aus meiner Sicht aber zu gross und eben die Filter. Aber je nach dem würde dir ja eben ein 16-35mm F4 auch reichen.
Danke für den tollen Bericht. Ich zweifle gerade ob ich das GF 32-64 kaufen soll und das für Landschaftsfotografie reicht. Könnte es auch noch anders einsetzen für Portrait… oder ob ich das GF 23 kaufen soll. Sind super Objektive aber halt nicht so günstig. Bin noch nicht so ein Profi eher ein Fotigrafieliebhaber 🙂 aber möchte schon insbesondere Landschaft fotografieren mit der GFX Kamera.
Hallo,
Meine schönsten Landschaftsbilder entstehen meistens mit dem 23mm. Es ist auch qualitativ das bessere Objektiv. Aber, dass 32-65 brauch ich halt hin und wieder auch. Neu ist noch das 45-100mm F4 dazugekommen. Auch das bietet eine neue Perspektive.
Am besten testest Du zuerst vor dem Kauf welches Objektiv besser für Dich passt. Die kosten ja dann doch viel Geld.
Lg Patrik