Wie komme ich zu besseren Bildern der Milchstrasse?

Zugegeben, es kommt bei mir eigentlich selten mehr vor, dass ich Bilder der Milchstrasse aufnehme. Wenn es dann aber mal soweit ist, möchte ich auch eine Qualität aufnehmen, welche ich dann auch zu Papier bringen kann. Bilder der Milchstrasse sieht man auf den Sozialmedia-Plattformen wie Facebook, Instagram und Co viele. Das Problem bei vielen dieser Bilder ist, dass die Qualität relativ mies ist und ein hohes Bildrauschen aufweisen. Bei 600×600 Pixeln auf Instagram ist das auch nicht weiter schlimm. Es ist nicht sichtbar. Wenn dann ein Bild aber grösser dargestellt wird, sieht man das starke Bildrauschen der Hohen ISO Zahlen stark und das Bild wirkt nicht mehr so toll.

Das Problem beim Fotografieren des Sternenhimmel ist, dass sich die Erde dreht. Es ist also nicht möglich Sterne über eine längere Zeit mit einer tiefen ISO-Zahl zu fotografieren. Die meisten von euch haben vielleicht schon von der 500er (300er bei APS-C) Formel gehört. Mit dieser doch relativ einfachen Formel kann man rudimentär ausrechnen, mit welcher Brennweite wie lange belichtet werden kann.

500 (Diagonale Vollformatsensor) / Brennweite = mögliche Belichtungszeit.
Beispiel: 500 / 15mm = ca. 30s.

Diese Formel ist für den Start sicher schon mal nicht schlecht. Wer sich damit aber weiter befasst, wird merken, dass es auch noch auf die Pixelgrösse des Sensors ankommt und diese 30s. eigentlich bereits zu lange sind damit die Sterne wirklich noch als Punkte dargestellt werden.

Die Milchstrasse und der Sternenhimmel ist relativ dunkel. Damit genug Licht eingefangen werden kann, muss ich nun ein sehr lichtstarkes Objektiv nutzen und/oder den ISO-Wert der Kamera hochstellen. Beides hat auf die Qualität des Bilder keine positive Auswirkung. Wenn die Blende stark geöffnet wird, wird die Schärfe an den Rändern des Bildes schwammiger. Wenn die ISO-Zahl hochgestellt wird, dann entsteht starkes Bildrauschen.

Für diese Aufnahmen, habe ich eine einfache Fujifilm X-S10 verwendet. Diese hat einen APS-C Sensor mit 26 Megapixeln und kostet im Handel ca. Fr. 1000.00. Ihr müsst nicht ein Vermögen auslegen um solche Bilder aufnehmen zu können.

Bild ohne Astro-Nachführung
100% Bildauschnitt ohne Astro-Nachführung

Dieses Bild (oben) hier habe ich «klassisch» ohne Nachführung aufgenommen. Das heisst, ich habe eine Panoramabild HDR aus 8 Bildern mit 10mm Brennweite, Blende 4 , ISO 4000 und einer Verschlusszeit von 1x 30s und 1x 15s aufgenommen. Dieses habe ich dann ganz einfach in der Automatik (Zusammenfügen zu HDR-Panorama) in Adobe Lightroom rechnen lassen. Keine Hexerei.
Auf dem Bild ist beim 100% Bildausschnitt aber schon ein starkes Bildrauschen zu erkennen. Auch sind die Sterne am Himmel nicht mehr ganz punktförmig.

Mit Astro-Nachführung
100% Bildauschnitt mit Astro-Nachführung

Dieses Bild hier habe ich mit einer Astro-Nachführung aufgenommen. Die SkyWatcher StarAdventurer 2 wird mit Hilfe eines Polsuchers auf den Himmelpol im Norden ausgerichtet. Diese Nachführung dreht sich dann mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Erde und ermöglicht es viel länger zu belichten als ohne Astro-Montierung. Die Bilder des Himmels habe hier 23mm Brennweite, Blende 2.8, ISO 1000 und einer Verschlusszeit von 60s aufgenommen. Der Himmel besteht aus einem Panorama von 8 Bildern. Ihr seht schon, die Auflösung des Bildes ist höher und das Bildrauschen deutlich geringer.
Das Problem dieser Technik liegt nun darin, dass durch das drehen der Astro-Montierung der Boden (Berge und Piz Gloria) verzogen (unscharf) werden.
Für den Untergrund muss also nochmals ein Bild oder wie in meinem Fall ein Panorama aus 8 Bildern aufgenommen werden. Damit ich das Licht des Gebäudes besser in den Griff bekommen habe, sind diese Bilder mit 23mm, Blende 5.6, ISO 800 und einer Verschlusszeit von 60s aufgenommen. Die beiden Panoramabilder (Himmel und Boden) werden dann im Photoshop mit einer Ebenenmaske sauber zusammengesetzt.

Das Ganze mag sich ein wenig kompliziert anhören. Jedoch sind es immer wieder die gleichen Arbeitsschritte, welche man automatisieren und erlernen muss. Das Resultat sind dann Milchstrassenbilder, welche auch mal grösser dargestellt werden können oder auch mal gedruckt an der Wand hängen ohne Angst vor grossen Bildrauschen.

Hier noch ein paar allgemeine Tipps, wenn ihr Sterne Fotografieren wollt:

  • Geht an einen dunklen Ort. Je weniger Restlicht um so besser. Wer von euch schon Mal in der Wüste oder auch schon nur hoch oben in den Bergen war und die Sterne beobachtet hat, weiss dass die Sterne dort viel besser zu sehen sind.
  • Ohne ein robustes und stabiles Stativ geht gar nichts.
  • Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Der Spruch mag doof sein, aber wenn Du bereits nach der Ersten durchschnittlichen Milchstrasse aufgibst, dann wird es nicht besser.
  • Plane deine Aufnahme vorher. Schau dir mit Apps wie Photopills, Celestron Skyportal oder ähnlichen Apps genau an wo und zu welcher Zeit die Milchstrasse bei deinem Motiv sein wird.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Spass bei deiner Fotografie unter den Sternen! Egal mit welcher Technik du dann auch arbeitest.

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©Patrik Oberlin 2021

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