Wie wird ein Gewitter mit Blitzen fotografiert?

Beim Fotoworkshop Dschungel, See und Schlösser am Lac Leman hatte meine Kursgruppe das grosse Glück und durfte eine starke Gewitterzelle, welche sich über dem Wallis gebildet hat und somit über dem Schloss Chillon vorbeizog fotografieren. Die entstandenen Bilder sehen einfach gewaltig aus! Schon bald ging die Diskussion los und viele fragten sich, wie solche Bilder entstehen. Wurde das Bild mit einem Trigger (Sensor auf Licht) aufgenommen? Oder wurde gar mit Photoshop nachgeholfen? Nein, diese Bilder sind wie folgt entstanden.

Natürlich könnte dieses Bild auch mit einem Trigger (Auslösung auf Lichtimpuls) entstanden sein. In diesem Fall wurde die Kamera aber manuell ausgelöst.
Damit Blitze richtig schön zur Geltung kommen, sollte es bereits relativ dunkel sein. Es wird hier mit einer längeren Verschlusszeit fotografiert. Dieses Bild wurde mit einer Verschlusszeit von 6 Sekunden aufgenommen. Wenn es noch zu hell ist, wir es leider nicht möglich sein die Verschlusszeit mit einem Graufilter zu verlängern. Der Blitz wird in diesem Fall viel zu wenig stark in der Belichtung abgebildet, weil eben die Umgebung noch zu hell ist.

Wie wird die Kamera für Blitz eingestellt?

Wichtig ist, dass die Kamera auf einem robusten Stativ steht. Die Blende würde ich auf ca. 7.1 einstellen. Dies ist eine Blende, die es mit einem Weitwinkelobjektiv zulässt, dass das Bild von vorne bis hinten scharf abzubilden wird. Die Iso-Empfindlichkeit würde ich am Anfang auf ca. ISO-100 einstellen. (Am besten wählt ihr den nativen ISO-Wert eurer Kamera). Mit fortgeschrittener Dämmerung könnt ihr diesen Wert je nach Verschlusszeit auch ein wenig erhöhen.
Die Verschlusszeit wird dann anhand des Belichtungsmessers (besser noch Histogramm) eingestellt.
In der Dämmerung sollte der Fokus der Kamera auf manuell eingestellt werden. Der Autofokus wird in der Dunkelheit plötzlich nicht mehr fokusieren können.

Wie wird nun der passende Augenblick für die Auslösung bestimmt.

Da wir nun Langzeitbelichtungen aufnehmen, wird jeder Blitz, welcher während der Verschlusszeit über den Himmel zuckt aufgezeichnet. Dieser Blitz ist viel heller als die Umgebung und so reicht es eben auch, dass der Blitz nur für einen Bruchteil einer Sekunde über den Himmel zuckt um diesen sichtbar zu machen.
Damit ihr keinen Augeblick verpasst, gibt es die Möglichkeit bei der Kamera die Intervallfunktion einzustellen. Mit dieser Funktion könnt ihr laufend belichten und verpasst damit keinen Blitz. Es werden einfach laufend Bilder aufgenommen. Sollte die Kamera keine soche Funktion haben, gibt es auch passende Fernauslöser.

Achtung! Gewitter sind gefährlich!

Damit ein Gewitter fotografiert werden kann, braucht es entweder viel Glück, oder einiges an Glück und eine gute Planung.
Es macht wenig Sinn für gute Bilder in der Mitte einer Gewitterfront zu stehen. Im Zentrum kann bei Regen, Wind und Blitzen nicht fotografiert werden. Die Blitze sind hier höchstens als starkes Leuchten sichtbar.
Ideal ist es eine Gewitterzelle von weitem zu fotografieren. Mit einer guten Wetter-App kann heute eine Gewitterzelle vorausgeahnt werden. Besser ist natürlich noch, wenn man das Wetter der Region kennt und je nach Wettersituation weiss, wo die Gewitter entstehen. Blitze sind gefährlich! Persönlich halte ich mir bei Gewittern immer einen sicheren Ruckzugsort offen.

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©Patrik Oberlin 2021
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