Der gefrorene See

Um 3 Uhr in der Nacht hat mich der fiese Wecker aus dem Bett geholt. Ich ziehe die warmen Kleider an, lege die vorbereitete Fotoausrüstung ins Auto und versuche dabei meine beiden Kinder nicht aufzuwecken. Auf der Fahrt ins Berneroberland kann ich mir ein leises Fluchen nicht verkneifen, da die Heizung in meinem Auto im Moment nicht funktioniert. Die Stimmung steigt das erste mal, als ich die Nebeldecke, die im Moment im Flachland liegt das erste mal hinter mir lasse. Mein Ziel heute ist der Seebergsee im Diemtigtal. Im Sommer ist es möglich mit dem Auto bis ca. einen Kilometer an den See hin zu fahren und in einer gemütlichen Wanderung zum kleinen Bergsee zu gehen. In Zwischenflüh muss eine Bewilligung für ein paar Franken gekauft werden, damit man dorthin die Privatstrasse befahren kann. Während der ganzen Fahrt habe ich mir überlegt wie der Zustand der Strasse wohl ist. Hat es wohl viel Schnee? Bereits auf der Häft ist mir klar, dass ich dass Auto hier stehen lassen muss. Die warme Jacke anziehen, die neuen Winterschuhe binden, und los marschieren. Der Weg dort nach ganz oben ist lang und steil. Auf den Strassen komme ich aber ganz gut voran. Beim ersten Wegweiser steht “Seebergsee 1h 45min”, auch hier kann ich mir ein leises Fluchen nicht verkneifen. Ein Wanderweg bietet eine Abkürzung. Im tiefen Schnee sind aber nur die Spuren der Tourenskifahrer zu sehen, welche am Vortag hier durch gefahren sind. Die Spuren sind gefrohren so sinke ich selten ein. Die letzten hundert Meter vor der zugeschneiten Berghütte sind besonders anstrengend. Die Luft auf ca. 2000 M.ü.M ist jetzt dünner und kalt. Nun hat es auch starke Schneeverwehungen, welche mich stark behindern. Um ca. 05.30 Uhr stehe ich nun bei der Seeberg-Hütte und schiesse die ersten Bilder der Landschaft zusammen mit dem wunderschönen Sternenhimmel. Zum See geht es jetzt noch einen Hügel hoch. Hier sind vor mir nur ein paar wenige Leute seit dem letzten Schneefall gegangen. Ich stampfe also weiter durch den Schnee und komme oben an. Wo im Sommer ein Bergsee ist, sehe ich mit meiner Taschenlampe nur ein weisse zugeschneite Ebene. Mein Ziel ist eigentlich nicht der See sondern eine der beiden Bergspitzen, die man auf der linken Seite sehen kann. Der kommende Aufstieg wird nun noch mal besonders hart. Ich halte mich an die einzige Spur im Schnee, welche von einem Skifahrer hinterlassen wurde. Unterwegs schiesse ich viele viele Fotos und als ich kurz vor Sonnenaufgang oben an der Spitze ankomme, werde ich mit einem gigantischen Ausblick belohnt.
Der Augenblick in dem die Sonne über die Bergen kommt, lässt mich jedes mal wieder staunen.

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©Patrik Oberlin 2021
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